SCHLÜSSEL SIEBEN
 SEI IN FRIEDEN

TRANSFORMIERENDE FRAGE: Kann ich das tun, ohne mich selbst zu stressen?

Jesus hieß uns, »in der Welt zu sein, aber nicht von der Welt«. Wir sind gefordert, nicht in Selbstbetrug zu leben oder uns im Drama von Scham und Schuld zu verlieren, sondern uns individuell zu entwickeln, in unsere Kraft zu kommen und ein Licht für andere zu sein.
     Die transformierenden Fragen dieses und des vorhergehenden Kapitels sollten zusammen bzw. direkt nacheinander gestellt werden.
     Zunächst fragen wir: Ist es das, was ich wirklich tun möchte?, und wenn die Antwort »Ja« ist, fragen wir: Kann ich das in einem emotional friedlichen Zustand tun, ohne mich zu stressen?
     Was wir tun, muss von Herzen kommen und authentisch sein. Aber all das ist bedeutungslos, wenn wir versuchen, es auf eine gestresste Art zu tun. Der Zweck und die Mittel müssen übereinstimmen. Was wir tun und wie wir es tun, muss absolut im Einklang sein. Wir müssen auf eine harmonische und friedvolle Weise wir selbst sein.
     Sofern die Antwort auf die erste Frage ist: »Nein, das ist nicht das, was ich wirklich will«, dann tue es nicht. Betrüge dich nicht. Verrate dich nicht und verkaufe dich nicht unter deinem Wert.
     Falls die Antwort lautet: »Ja, das will ich tun«, dann stelle als nächste Frage: Kann ich es tun, ohne mich zu stressen? Und wenn die Antwort wieder ein Ja ist, dann tue es.
     Sollte die Antwort auf die zweite Frage jedoch »Nein« lauten, tue es nicht. Vermeide, auf eine Art und Weise zu handeln, die dich selbst oder andere unter Druck setzt und stresst. Warte mit dem Handeln, bis du es auf eine friedliche Weise tun kannst.
     Diese beiden transformierenden Fragen gemeinsam zu nutzen, wird dir helfen, deinen Schöpfungszweck zu erfüllen und glücklich und friedlich zu leben. Ideal wäre, diese Fragen jedes Mal zu stellen, wenn du dabei bist, eine Entscheidung zu treffen. Solltest du vergessen, sie bei kleineren Entscheidungen anzuwenden, achte darauf, diese beiden Fragen auf jeden Fall zu stellen, bevor du eine wichtige Lebensentscheidung triffst.
     Erinnere dich: Bei einem Menschen, der auf dem spirituellen Weg ist, muss das, was er tut und wie er es tut, zusammenpassen. Zu tun, was du tun möchtest, ist nicht genug. Du musst in der Lage sein, es auf friedliche Weise zu tun. Sonst ist es nicht wert, getan zu werden.
     Diese spirituelle Übung wird dich davor bewahren, eine Menge Fehler zu machen, für deren Berichtigung du dir Zeit nehmen müsstest. Es könnte dich zwar etwas aufhalten, aber letztendlich wirst du so Zeit und Energie sparen. In diesem Sinne ist das, was du nicht tust, ebenso wichtig wie das, was du tust. In der Praxis müssen das Handeln und das bewusste Nicht-Handeln den gleichen Stellenwert für dich haben.
    Früher magst du zwar in der Absicht gehandelt haben, dich zu ehren, aber diese Handlung wurde möglicherweise von anderen als barsch oder taktlos empfunden. Es mag sein, dass du eine gute Idee hattest, sie aber in einer von einer Wunde gesteuerten Art und Weise ausführtest, die zu Feindseligkeit und Vertrauensbruch führte. Das lässt sich durch die Frage vermeiden: Kann ich das tun, ohne mich selbst oder andere zu stressen oder unter Druck zu setzen?
     Es gibt da noch eine Frage, die dir helfen kann, Fehler gegenüber anderen zu vermeiden. Frage dich: Ist dies zu meinem
Besten und zum Besten anderer? Sofern es nicht zu deinem Besten ist, tue es nicht. Ist es nicht zum Wohl anderer, tue es nicht. Warte, bis du beide Teile der Frage mit Ja beantworten kannst.
     Du siehst: Diese Übung erfordert Geduld. Sie verlangt, dass du von vielen Handlungen Abstand nimmst, die du möglicherweise in der Vergangenheit umgesetzt hättest. Das bedeutet, dass dein Leben sich verlangsamt und mehr Raum entsteht. Du entwickelst sehr viel Einfühlungsvermögen für dich und andere. Du vermeidest Missverständnisse und Fehler, die du vielleicht in der Vergangenheit gemacht hast.
     Während die westliche Spiritualität sich vorwiegend darauf konzentriert, was man tun sollte, hilft uns die östliche Spiritualität zu verstehen, was wir unterlassen sollten. Handeln und Nicht-Handeln sind spirituelle Übungen, die zusammengehören. Das hinduistische Konzept der »Ahimsa« (Gewaltlosigkeit/Friedfertigkeit), das so effektiv von Gandhi angewandt wurde, geht Hand in Hand mit dem christlichen Konzept »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«.
     Tue, was hilfreich ist. Unterlasse, was schädlich ist. Sprich aus, was hilfreich ist. Unterlasse zu sagen, was nicht hilfreich ist. Indem du dich in diese Übung vertiefst, wirst du zu verstehen beginnen, dass das, was du nicht sagst und tust, genauso wichtig ist wie das, was du sagst und tust.

Zur rechten Zeit am richtigen Ort

Der Prediger Salomo sagt uns, dass alles seine Zeit hat. Es gibt eine Zeit zu handeln und eine Zeit, nicht zu handeln, eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Säen, eine Zeit zum Sprechen und eine Zeit zum Schweigen.
     Als jemand, der auf dem spirituellen Weg ist, musst du lernen, dich einzustimmen und zu spüren, wann die Zeit reif ist und wann nicht. Normalerweise gibt es Signale, die dir das mitteilen. Bist du unruhig oder merkst du, dass jemand anders unruhig wird, so ist es wahrscheinlich nicht der richtige Zeitpunkt. Wenn es sich übereilt oder willkürlich, gezwungen oder gedrängt anfühlt, ist es wahrscheinlich nicht der richtige Zeitpunkt.
     Wenn du die transformierende Frage stellst: Kann ich das auf friedliche Weise tun?, und die Antwort »Ja« lautet, ist es wahrscheinlich der richtige Zeitpunkt. Deinem höchsten Wohl und dem höchsten Wohl anderer ist nur gedient, wenn du am rechten Ort und zur rechten Zeit sprichst und handelst.
     Wenn wir das Leben gut leben, leben wir im schöpferischen Fluss des Universums. Wir wissen, wann es Zeit ist, zu sprechen, und wann, um zuzuhören. Wir wissen, wann es an der Zeit ist, dass wir in den Fluss springen, und wann wir herauskommen müssen.
     Das Leben ist voller Stürme und unverhoffter Drehungen und Wendungen. Indem wir aufmerksam genug zuhören, können wir fühlen, dass sie auf uns zukommen, und auf eine Art und Weise handeln, die zu unserem Besten und zum Besten anderer ist.
     Natürlich werden wir nicht perfekt sein. Wir werden immer noch Fehler machen. Wir werden immer noch Lektionen zu lernen haben. Aber das ist okay. Hindernisse und Herausforderungen auf dem Weg halten uns bescheiden und lernfähig. Sie helfen uns, vom hohen Ross herabzusteigen und uns nicht zu ernst zu nehmen. Sie helfen uns, zu lernen, über unsere eigenen Schwächen zu lachen.

Das Gelassenheitsgebet anwenden

Das Gelassenheitsgebet (siehe rechts) von Reinhold Niebuhr gehört zu den wunderbaren praktischen Werkzeugen, die uns helfen können, friedlich zu leben. Diese wenigen, einfachen Worte geben uns einen Kompass an die Hand, um ohne Stress oder Schuldgefühle leben zu können.
     Es gibt Dinge, die wir nicht ändern können. Wir müssen lernen, sie zu akzeptieren, obwohl es schwierig ist. Wir müssen unsere Erfahrung umarmen und mit ihr so mitfühlend wie möglich leben. Ansonsten werden wir ständig mit dem Kopf gegen die Wand rennen.
     Manches kann mit Mut und Entschlusskraft verändert werden. Ein Wort zur rechten Zeit, das Eingreifen in einen Kampf – beides kann Leben retten. Häufig sind aber Geduld und Ausdauer nötig, wenn wir gegen Ungerechtigkeit oder Missbrauch vorgehen wollen.
                                                                    »Gott, gib mir die Gelassenheit,
                                                                     Dinge hinzunehmen,
                                                                     die ich nicht ändern kann,
                                                                     den Mut, Dinge zu ändern,
                                                                     die ich ändern kann,
                                                                     und die Weisheit, das eine
                                                                     vom anderen zu unterscheiden.«

Eine Veränderung in der Geisteshaltung oder im Herzen geschieht selten über Nacht. Oft erfordert sie ein ganzes Leben lang. Manchmal vollzieht sie sich sogar über Generationen. Worauf es ankommt, ist, dass wir unseren Teil tun, wenn wir die Gelegenheit dazu haben.
     Ein Mensch, der im kreativen Strom des Universums lebt, weiß, wann der richtige Zeitpunkt ist, etwas zu akzeptieren, und wann, aufzustehen und sich einzusetzen. Es gibt da keine starre Regel. Du musst in der Situation wachsam sein. Du musst die transformierende Frage anwenden, um zu verstehen, ob und wann die Zeit reif ist.

Die Entfaltung der Gnade

Die Gnade entfaltet sich, wenn wir es zulassen; wenn wir aufhören, uns in die Angelegenheiten anderer einzumischen, sie zu kontrollieren, zu überreden, zu beeinflussen oder ihnen Druck zu machen. Wir geben ihnen den Raum, den sie brauchen, um ihrem Herzen zu folgen. Das ist gut für uns. Wir möchten nicht, dass sie uns folgen, wenn das nicht zu ihrem Besten ist. Wenn alles gesagt und getan ist, ist ihr höchstes Gut und unseres ein und dasselbe.
    Das ist etwas, das wir lernen müssen. Wir meinen, wir könnten uns über andere erheben, indem wir sie kleinmachen. Wir meinen, wir könnten bekommen, was wir wollen, indem wir andere kontrollieren. Das ist aber nicht wahr.
     Was andere Menschen verletzt, verletzt letztendlich auch uns selbst.
     Wir müssen lernen, uns gut abzugrenzen. Wir müssen anderen den Raum geben, zu sein, wer sie sind. Wir müssen ihre Wahl ehren und sie bitten, unsere Wahl zu ehren. Wenn uns das Leben auf anmutige Weise zusammenführt, können wir tanzen. Führt es uns in unterschiedliche Richtungen, müssen wir loslassen.
     Letztendlich weiß keiner von uns wirklich, was gut für uns ist. Wir glauben, es zu wissen, aber wir sehen nur einen kleinen Ausschnitt. Wir müssen den kleinen Ausschnitt aufgeben, wenn wir das große Bild verstehen wollen. Wollen wir den Sinn eines anderen Menschen für unser Leben ganz verstehen und wertschätzen, müssen wir zulassen, dass dieser Mensch frei kommen und gehen kann.
     Wenn wir alle unserem Herzen folgen, entfaltet sich die Gnade, und wir entfalten uns in ihr. Das Tao ist gegenwärtig in den Herzen und Gemütern der Menschen. Der Tanz des Lebens wird wahrgenommen und wertgeschätzt.
     Eine der größten Fähigkeiten, die wir auf unserem spirituellen Weg lernen, besteht darin, nicht im Weg zu stehen. Wir lernen, unsere Erwartungen, unseren Eigennutz, unser Bedürfnis nach Kontrolle loszulassen. Wir geben unser Ego hin und lassen die Würfel fallen, wie sie wollen. Sosehr wir es auch versuchen mögen: Wir haben keine Kontrolle darüber, wie sie fallen werden. Warum sich also Sorgen machen? Das wird uns nichts nützen.
     Es ist eine große Offenbarung auf unserem Weg, zu verstehen, dass sich unser höchstes Gut dann entfaltet, wenn wir nicht im Weg stehen, sondern zulassen, dass die Dinge geschehen. Natürlich bemühen wir uns darum, mit Integrität zu reden und zu handeln. Wir leben aus dem Herzen, wir handeln, wenn wir das auf friedvolle Weise tun können, und nehmen davon Abstand, falls es nicht die rechte Zeit und der rechte Ort ist. Wir geben unser Bestes, und dann »lassen wir los und lassen Gott walten«. Wir vertrauen dem Universum.
     Unser Bestes ist gut genug und wird immer gut genug sein. Indem wir dies tief in unserem Herzen wissen, überlassen wir das Ergebnis den universellen Gesetzen der Liebe, die in unserem Leben wirken.

Wichtige Gedächtnisstützen

  • Nimm Abstand davon, auf eine Weise zu handeln, die auf dich oder andere Druck ausübt und Stress erzeugt.
     
  • Es reicht nicht aus, das zu tun, was du tun möchtest. Du musst in der Lage sein, es auf friedvolle Weise zu tun. Sonst ist es nicht wert, getan zu werden.
     
  • Zu handeln und bewusst nicht zu handeln – beides sollte den gleichen Stellenwert in deinem Leben haben.
     
  • Wenn etwas nicht zu deinem Besten und zum Besten anderer ist, tue es nicht.
     
  • Tue und sage, was hilfreich ist. Unterlasse es, etwas Verletzendes zu tun oder zu sagen.Key Seven: SEI IN FRIEDEN

Paul Ferrini Teaching
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